Aus Karin Székessy
Photography
Edition Braus, Wachter Verlag
Heidelberg 2008
Akte
Männerakte interessieren Karin Székessy nur zusammen mit dem weiblichen Gegenpart, als Paarbildnisse. Eine Frau sieht die weibliche Erotik.
Die Selbstbezogenheit der Modelle, ohne rivalisierende Zurschaustellung, lässt keinen Spielraum für plumpen Voyeurismus.
Es sind komplexe, in ihrer Dichte ausgeklügelte Bilder, poetische und ein wenig melancholische Tagträume, mit ,,zum Teil objekthaft ästhetisierten Körper im weichen Tageslicht, Körper mit Gliedern wie Handschmeichler, Abbildungen, in denen selbst sexuelle Schlüsselreize wie Busen, Po oder Schenkel ohne Aggressivität, ohne die Herausforderung: ,Nimm mich, wenn du kannst…‘ dargestellt werden.“ Ihre Stilisierung wirkt der Banalität bloßer Nacktheit engegen. ,,Jeder Naturalismus ist der Feind einer ästhetischen Aktfotografie“. Die unwirkliche Blässe der weißen Körper ist ein weiteres Mittel der Abstraktion. Fritz Kempe, der das fotografische Talent von Karin Székessy früh schätzte und förderte, beschrieb die absichtvolle Manipulation: ,,Ganz evident wird das Inszenatorische an Karin Székessys Aktfotos. Nicht vorgebliche Natürlichkeit, sondern bewusste Künstlichkeit ist ihr Ziel. Doch manipuliert sie nicht nur die Mädchen, sondern auch die Technik der Fotografie: ihre Optik längt die Extremitäten, verzerrt die Perspektiven, verfremdet wie auch ihre Farben, die selten einen Fleischton zulassen, sondern durch Filterung antinaturalistisch, esoterisch-unwirklich kolorieren“.