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Aus Karin Székessy — Fotografien 1979-1989
1989

Es dauerte eine Zeitlang, bis die ersten reinen Landschafts-Photographien Karin Székessys verwirklicht wurden. Die Anregung dazu gab die Auseinandersetzung mit einem Maler und mit einem Dichter, mit dem – bis heute weit unterschätzten – Hans Peter Feddersen und mit Theodor Storm. Beide Künstler führten die Photographin an die schleswig-holsteinische Westküste, an die Nordsee, in die Marschen und Dünen, ins Watt. Als diese ersten Aufnahmen begannen – es war um 1976/77, die zweite Folge von Nordsee-Bildern folgte 1988 – war sich Karin Skézessy ihrer Mittel sicher, dennoch fiel sie nicht in die Routine. Man müsse etwas gegen die Langeweile tun und sich etwas überlegen, bemerkt sie lakonisch zu den auf Anhieb gelungenen Resultaten. Gegen die Langeweile – das was in diesem Fall eine Reise nach Sylt bei dem denkbar unattraktivsten Wetter, zwischen Winter und Frühling, bei grauem Himmel, der keine Kontur scharf macht, der alle Lichtphänomene auf Tristesse zu reduzieren scheint. Gerade diese wenig einladenden Bedingungen scheinen ihr die rechte Anregung gegeben zu haben.

Farbe erschien Karin Skézessy lange als ein der Photographie nicht angemessenes Mittel, denn der Umgang mit ihr widersprach ihrer Überzeugung, dass das photographische Bild erst durch Arbeit in der Dunkelkammer perfekt wird und dass deshalb die handwerkliche Arbeit dort für den Photographen ein letzter, eigener Anteil sein muss.

Die Schwierigkeit von Farbauszügen stand dieser Überzeugung entgegen. Der Zufall kam ihr in den sechziger Jahren zu Hilfe. Ein Galerist wollte die Maler, die er vertrat, mit ihren graphischen Arbeiten zusammen editieren. Dies war mit photographischen Abzügen nicht so gut möglich wie mit Lichtdrucken. Auf diese Weise entstanden, nachdem sich Experimente mit einem anderen Reproduktionsmedium, mit dem Siebdruck, als unbefriedigend erwiesen hatten, die ersten farbigen Lichtdrucke – keine bloßen Reproduktionen, sondern Interpretationen der Bilder mit Hilfe der Farbe. Die Farbigkeit war nicht realistisch, sondern frei gewählt. Nicht selten druckte Karin Székessy zwei solcher Farben übereinander. Da der Lichtdruck sich für große Auflagen nicht eignet, blieben die Exemplare der jeweiligen Motive auf eine überschaubare Anzahl – meist 100 Drucke – beschränkt. Es war nicht einfach, wurde immer schwieriger, leistungsfähige Lichtdruck-Werkstätten zu finden. Eine Lübecker Firma schloss unmittelbar, nachdem Karin Székessy dort ihre ersten Lichtdrucke realisiert hatte. Heute ist es die Druckerei Matthieu in der Schweiz, die noch anspruchsvolle Blätter in dieser Technik herstellen kann, dieselbe, bei der Paul Wunderlich seine Lithographien druckt.

Es war kein Zufall, dass die erste Ausstellung, die Fritz Kempe in der Staatlichen Landesbildstelle Hamburg der jungen Photographin ermöglichte, Bild-Reportagen aus London und aus Paris vorstellte.

Ähnliche Aufgaben würde sie heue noch gern übernehmen – dass sie sie gegenwärtig nicht erhält – weil Auftraggeber vielleicht nicht so viel Phantasie besitzen – nimmt Karin Székessy gelassen: ,,…na, schön… Kurze, unaufgeregte und treffende, meist salopp formulierte Äußerungen dieser Art kennzeichnen ihr Selbstverständnis. So sehr die Photographie ihr Leben bestimmt und so wenig sie nach Jahrzehnten intensiver Arbeit davon lassen möchte – sie macht aus ihr keine Ideologie, das heißt, sie beherrscht sie, ohne selbst von ihr beherrscht zu werden.