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Aus Karin Székessy
Photography
Edition Braus, Wachter Verlag
Heidelberg 2008

Was ganz unmittelbar zum zweiten Element des Erstaunlichen führt. Die Landschaft – im Deutschen ein Feminium – ist, fotografiert von Karin Székessy, eine schwer zu entschlüsselnde Skulptur, weil dreidimensional. Ich habe da, Pars pro Toto, zwei ganz persönliche Erfahrungen durch Zusammenarbeit mit Karin Székessy. Die eine war eine Reise, eine Reportage, die später als Buch erschien, auf den Spuren des verzwackten Romanciers Uwe Johnson. Dieser „gelernte“ Mecklenburger hat ja sein Leben lang das Wispernd-Flache seiner Heimat, die stillen Seen, den verschwiegenen Darß, die wenige ungebärdige Ostsee besungen. Und er hat, in einem zweiten Lebensabschnitt, zu dessen Zeit der New York als Zweitheimat erkor, den Hudson zum fremdsprachig flüsternden Darß ernannt. Schon das, ihm nachreisend, mit Worten zu beschreiben, war nicht einfach. Als ich dann Karin Székessy bat, ihrerseits – mein Manuskript in Händen – diese hochkomplizierte Fiktions-Collage mit ihrer Kamera nachzuerleben, entstand etwas ganz und gar Erstaunliches: Sie hat es tatsächlich geschafft, aus Johnsons leicht artifiziell-zwanghafter Identifizierung eine homogene Landschaft zu machen: so bewundernswert einheitlich, dass ich, als sie mir ihre Aufnahmen zeigte, immer wieder fragte „Ist das jetzt Mecklenburg, Darß oder Hudson“.

Sie hatte ein literarisches Epos auf ihre Weise noch einmal gestaltet.

Wobei hinzuzufügen wäre: wie vor ihm nur Flaubert in der Madame Bovary, hat Uwe Johnson seinen vierbändigen Roman Jahrestage aus der Sicht, mit der Stimme, in den Empfindungen einer (seiner) Frau geschrieben.