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Aus: Medium Photographie Heft 3
Karin Székessy — Akte, Künstlerportraits,
Zeitgenossen, Kunsthalle zu Kiel &
Schleswig-Holsteinischer Kunstverein 1976

Zeitlich beginnen wir mit einer Photosequenz aus den Jahren um 1966. Das Thema ist Deutschland, genauer: die Deutschen. Es erweist sich an diesen Bildern, dass Karin Szekessy ursprünglich von der Reportage hergekommen ist. Doch der harte Realismus dieses Faches schlägt in diesen Photos nicht voll durch, sondern wird aufgefangen durch eine Kühle, die durch Distanzierung entstanden ist, und durch einen Hauch von poetischer Reflexion, die selbst den bösen Schnappschuss nicht aus dem Kontext des Humanen herausseziert. Szekessys “Deutsche“ bleiben uns immer bekannt, sie verwandeln sich nicht in große gefräßige Tiere, nicht in erfolgsblinde Willensträger – eben überhaupt nicht in Kreaturen der Karikatur.

Vielleicht liegt darin die unprätentiöse Wahrheit dieser Bilder, die wie nebenher aufgelesen scheinen aus einer Fülle von Beobachtungen.

Deshalb sind sie nie isoliert oder verabsolutiert, kein Deutschen-Typ wird da visuell aus der Retorte unbarmherziger Entlarvungssucht gezogen, vielmehr stehen die Bilder in einem ruhigen Zusammenhang, der selbst beim Einzelbild anwesend ist. Das was Karin Szekessy da festgehalten hat, ist uns alles irgendwie vertraut.