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Aus Collectors Photography
Melrose Publications
April 1988

Die kreative Darstellung des weiblichen Körpers ist von jeher eine Männerdomäne. Die einzigartige Verbindung zwischen Modell und männlichem Fotokünstler mündete in der Entstehung von Meisterwerken. Aber Aktaufnahmen von Frauen als Ergebnis der Arbeit von einer Frau hinter der Kamera sind in der Tat selten. Eine Fotografin, die einer solchen Arbeit nachgeht, Karin Székessy, hat ihren ganz eigenen Stil gefunden.

Dies fotografisch zu erreichen ist schwieriger als mit dem Pinsel oder Stift, denn in der Fotografie tendiert die Nacktheit stets dazu, sich in den Vordergrund zu drängen, und bedarf eines sensiblen Auges, um Gesichter zu Fiktionen werden zu lassen, aber trotzdem noch die Wahrheit zum Ausdruck zu bringen.

Karin Székessy ist die Ehefrau des herausragenden Malers und Bildhauers Paul Wunderlich, mit dem sie oft zusammenarbeitet, dabei aber stets ihrem eigenen Stil treu bleibt.

Mit der Magie ihrer Kamerakunst schafft sie eine Erotik, von der die Freude, die sie an Schönheit und deren Übertragung ins Zweidimensionale empfindet, transportiert wird. Sie porträtiert keine professionellen Models, sondern nur junge Frauen, die ihr gefallen, und manchmal sie und ihren Ehemann gleichermaßen inspirieren. In ihrer Arbeitet legt sie die Betonung auf die Perfektion des Körpers, den Liebreiz der Lippen und die Harmonie der Formen.

Indem sie hin und wieder die Gesichter ihrer Modelle verbirgt, lässt sie den persönlichen Charakter verschwinden, was den allgemeinen Effekt einer pittoresken Gestalt bewirkt. Alle ihre Bilder sind schmeichelnde Provokation, gepaart mit dem stimulierenden Element der versteiften Posen einer aufregend festgehaltenen Bewegung. Sie sind Liebeserklärungen an ihr eigenes Geschlecht, nicht auf eine lesbische Weise, sondern in einem wahrhaft menschlichen Sinne. Sie beflügeln die Fantasie insbesondere des männlichen Betrachters. Aus diesen Gründen handelt es sich bei diesen Worten um die Liebeserklärung eines Mannes an Karin Székessys Fotokunst.

Schauen wir uns einige ihrer Bilder näher an: Eine Frau sitzt im Halbkreis eines Podests, geschmiegt auf die Treppe eines Gebäudes, einzig mit einem langen schwarzen Handschuh bekleidet – eine unerwartete, nahezu surrealistische, grundlose Begegnung, die Beine einladend gespreizt. Eine andere Frau liegt ausgestreckt über einer Couch, ihren Kopf verbergend; eine andere liegt rücklings in einer dunklen Umgebung, ihre wunderschönen Beine hochkant gegen eine Wand gelehnt, so den Blick auf einen makellosen Körper freigebend. All diese Erscheinungen wirken sehr präsent und doch unerreichbar. Eine junge, zwischen Licht und Schatten gestaltete Frau, wird von der Hüfte bis zu den Fingerspitzen zu einer schlangenhaften Erscheinung. Sie flirtet ganz offen mit dem Betrachter, sich selbst offenbarend, aber ihr Gesicht mit Armen und Händen abschirmend. Eine in einem seitlich beleuchteten Hausflur posierende junge Frau ist ein anderes willkommenes Motiv.

Die vertikalen und horizontalen Linien der Architektur laufen in dem mit meisterlichem Instinkt geplanten Fokus der Aufmerksamkeit zusammen. Auf diese Weise beherrscht die Weichheit weiblicher Konturen das Bild und fesselt den Betrachter.

Was sind die Geheimnisse von Karin Székessys Ergebnissen und Erfolgen? Was ist einzigartig an der Kunst der Fotografin? Zunächst einmal ist die frische Vielfalt ihrer Ideen und ihrer inszenierten Kunst zu nennen. In der Tat sind alle ihre Bilder theatralisch konzipiert und umgesetzt, sie lässt ihren jungen Frauen alle Freiheiten. Es finden sehr viele selbst konstruierte „Events“ in der eklektischen Umgebung ihrer Wohnung oder ihres mit wenigen Requisiten auskommenden Studios statt. Diese „Events“ finden auch manchmal in der nahe gelegenen Natur wie in Gärten oder zwischen Bäumen statt. Häufig geben ein Weitwinkelobjektiv und eine kontrollierte Unschärfe den exzellenten letzten Schliff. Sie inspiriert die Modelle dazu, sich zu bewegen, bringt sie sanft dazu, sie selbst zu sein und ihre Hemmungen fallen zu lassen.

Fantasie, Vorstellungskraft, ein Gefühl für Eleganz und höchste Konzentration auf das Geschehen, eine Mischung aus Spiel und Spaß, aber am Ende einfach harte Arbeit – diese Zutaten tragen zu Karin Székessys brillantem Werk bei. Sie holt aus dem Gegenstand Magie heraus, insbesondere in ihren Schwarz-Weiß-Fotografien, indem sie die greifbare Nähe einer bezaubernden Figur in eine gar noch aufregendere farblose Abstraktion überführt. Die lebendigen Liebreize sind verschwunden; alles was bleibt ist ein zarter Abglanz ihres romantischen Wesens.

All dies veranschaulicht die große Bandbreite Karin Székessys kreativer Fähigkeiten, ihr endloses Streben nach Perfektion und ihre Suche nach faszinierenden neuen Eindrücken. Ihr Werk zeugt von einer begnadeten Fotokünstlerin, deren Bilder unser Leben bereichern.